Hyperscanning

Die Forschung zur Zwischenhirnsynchronisation, auch als „hyperscanning“ bekannt, untersucht, wie die Gehirnaktivitäten mehrerer Personen während sozialer Interaktionen synchronisiert werden. Pionierarbeiten von Montague et al. (2002) führten die Methode des simultanen fMRI-Scannens zweier interagierender Personen ein [1]. Seitdem haben Studien wie die von Dumas et al. (2010) gezeigt, dass während sozialer Interaktionen eine Synchronisation der Gehirnaktivität zwischen Individuen auftritt, insbesondere in Regionen, die mit sozialer Kognition und Spiegelneuronen in Verbindung gebracht werden [2].

Neuere Forschungen haben die Rolle der Zwischenhirnsynchronisation in verschiedenen sozialen Kontexten untersucht. Beispielsweise fanden Dikker et al. (2017) eine erhöhte Synchronisation der Gehirnaktivität zwischen Schülern während des Unterrichts, die mit erhöhtem Engagement und Lernerfolg korrelierte [3]. Mu et al. (2018) zeigten, dass die Zwischenhirnsynchronisation während kooperativer Aufgaben zunimmt und mit der Qualität der Zusammenarbeit zusammenhängt [4]. Diese Studien deuten darauf hin, dass die Zwischenhirnsynchronisation ein neuronales Korrelat erfolgreicher sozialer Interaktion und Kommunikation sein könnte.

Die Forschung zur Zwischenhirnsynchronisation wirft auch Fragen über die Natur des Bewusstseins und der sozialen Kognition auf. Hasson et al. (2012) argumentieren, dass die Synchronisation zwischen Gehirnen als Mechanismus für die Schaffung einer geteilten sozialen Realität dienen könnte [5]. Diese Perspektive eröffnet neue Möglichkeiten für das Verständnis von Phänomenen wie kollektivem Bewusstsein oder geteilter Intentionalität. Gleichzeitig stellen sich methodische und konzeptuelle Herausforderungen, wie Konvalinka und Roepstorff (2012) betonen, insbesondere hinsichtlich der Interpretation der Kausalität und der funktionellen Bedeutung der beobachteten Synchronisationsmuster [6].

Diese Abbildung zeigt die dynamischen Zwischenhirnnetzwerke der Phasensynchronisation zwischen Alpha-Mu-, Beta- und Gamma-Frequenzbändern [2].

Literatur:

[1] Montague, P. R., Berns, G. S., Cohen, J. D., McClure, S. M., Pagnoni, G., Dhamala, M., … & Fisher, R. E. (2002). Hyperscanning: simultaneous fMRI during linked social interactions. Neuroimage, 16(4), 1159-1164.

[2] Dumas, G., Nadel, J., Soussignan, R., Martinerie, J., & Garnero, L. (2010). Inter-brain synchronization during social interaction. PloS one, 5(8), e12166.

[3] Dikker, S., Wan, L., Davidesco, I., Kaggen, L., Oostrik, M., McClintock, J., … & Poeppel, D. (2017). Brain-to-brain synchrony tracks real-world dynamic group interactions in the classroom. Current Biology, 27(9), 1375-1380.

[4] Mu, Y., Guo, C., & Han, S. (2018). Oxytocin enhances inter-brain synchrony during social coordination in male adults. Social cognitive and affective neuroscience, 13(10), 1082-1093.

[5] Hasson, U., Ghazanfar, A. A., Galantucci, B., Garrod, S., & Keysers, C. (2012). Brain-to-brain coupling: a mechanism for creating and sharing a social world. Trends in cognitive sciences, 16(2), 114-121.

[6] Konvalinka, I., & Roepstorff, A. (2012). The two-brain approach: how can mutually interacting brains teach us something about social interaction?. Frontiers in human neuroscience, 6, 215.

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