Image

Der Begriff „Image“ (engl. image) in diesem spezifischen Kontext ist ein Konzept, das Aspekte der Wahrnehmungspsychologie, Kulturtheorie und Soziologie verbindet und sich in verschiedenen Ausprägungen wie corporate image (Firmenimage), public image (öffentliches Image), brand image (Markenimage), self-image (Selbstbild) und professional image (berufliches Image) manifestiert.

Definition:

Ein „Image“ ist eine stabile, oft emotional aufgeladene mentale Repräsentation oder Vorstellung, die aus einem Wahrnehmungsraum hervorgeht und eine kraftvolle Imagination oder Vision erzeugt. Es kann in seiner Beständigkeit und Wirkungskraft einer religiösen Ikone oder dem öffentlichen Bild einer Person oder eines Unternehmens gleichkommen. Ein Image kann somit sowohl anziehend als auch abstoßend wirken und markiert den Übergang vom reinen Wahrnehmungsraum in einen Resonanzraum, in dem es affektive und kognitive Reaktionen auslöst.

Diskussion:

  1. Psychologische Grundlagen:

Kosslyn et al. (2006) argumentieren, dass mentale Bilder eine zentrale Rolle in kognitiven Prozessen spielen [1]. Das „Image“ als stabile Vorstellung geht über flüchtige mentale Bilder hinaus und etabliert sich als dauerhafte kognitive Struktur.

  1. Kulturelle Ikonographie:

Panofsky (1939) entwickelte in seiner Ikonologie die Idee, dass Bilder tiefere kulturelle Bedeutungen tragen [2]. Das „Image“ im hier diskutierten Sinne kann als eine Art persönliche oder kollektive Ikone verstanden werden, die kulturelle Werte und Bedeutungen verkörpert.

  1. Soziale Konstruktion von Images:

Boorstin (1962) prägte den Begriff des „Pseudo-Ereignisses“ und diskutierte, wie Images in der modernen Gesellschaft konstruiert und manipuliert werden [3]. Dies unterstreicht die soziale Dimension der Imagebildung.

  1. Emotionale Resonanz:

Damasio (1994) betont die enge Verbindung zwischen Emotion und Kognition [4]. Die affektive Komponente des Images, die anziehend oder abstoßend wirken kann, steht im Einklang mit dieser Perspektive.

  1. Wahrnehmungsraum vs. Resonanzraum:

Rosa (2016) entwickelte das Konzept der Resonanz als eine Form der Weltbeziehung [5]. Der Übergang vom Wahrnehmungsraum zum Resonanzraum durch die Wirkung eines Images entspricht dieser Idee einer resonanten Beziehung zur Welt.

  1. Stabilität und Unverrückbarkeit:

Festinger (1957) beschrieb in seiner Theorie der kognitiven Dissonanz, wie Menschen dazu neigen, an bestehenden Überzeugungen festzuhalten [6]. Die Stabilität eines Images kann teilweise durch diesen Mechanismus erklärt werden.

  1. Religiöse Dimension:

Eliade (1959) diskutierte die Rolle von Symbolen und Bildern in religiösen Erfahrungen [7]. Die Analogie zwischen einem Image und einer religiösen Ikone unterstreicht die potenziell transzendente Qualität solcher mentalen Repräsentationen.

  1. Medientheorie:

McLuhan (1964) argumentierte, dass Medien unsere Wahrnehmung und unser Denken formen [8]. Die Entstehung und Verbreitung von Images in der modernen Gesellschaft ist eng mit Medientechnologien verbunden.

  1. Kognitive Schemata:

Bartlett (1932) führte das Konzept der Schemata in die Psychologie ein [9]. Images können als besonders mächtige und stabile Schemata verstanden werden, die unsere Wahrnehmung und Interpretation der Welt strukturieren.

  1. Narrative Psychologie:

Bruner (1991) betonte die Bedeutung von Narrativen für die menschliche Kognition [10]. Images können als verdichtete Narrative betrachtet werden, die komplexe Geschichten und Bedeutungen in einer einzigen mentalen Repräsentation bündeln.

  1. Embodied Cognition:

Lakoff und Johnson (1999) argumentieren, dass abstrakte Konzepte oft durch körperliche Erfahrungen strukturiert werden [11]. Die affektive Wirkung von Images (anziehend oder abstoßend) kann in diesem Kontext als verkörperte Reaktion verstanden werden.

  1. Kollektives Gedächtnis:

Halbwachs (1950) entwickelte das Konzept des kollektiven Gedächtnisses [12]. Images, insbesondere solche von kultureller Bedeutung, können als Elemente des kollektiven Gedächtnisses fungieren.

Implikationen:

  1. Kommunikation und Marketing: Das Verständnis von Images als stabile, emotionsgeladene Repräsentationen hat weitreichende Implikationen für Kommunikationsstrategien und Markenbildung.
  2. Politische Kommunikation: In der politischen Sphäre können Images als mächtige Werkzeuge zur Beeinflussung öffentlicher Meinung und Wahrnehmung fungieren.
  3. Kulturelle Analyse: Die Untersuchung von Images kann tiefe Einblicke in kulturelle Werte, Ängste und Sehnsüchte einer Gesellschaft liefern.
  4. Pädagogik: Das Bewusstsein für die Macht von Images könnte zu neuen Ansätzen in der Bildung führen, die kritisches Denken und Medienkompetenz fördern.
  5. Psychologie und Therapie: Die Arbeit mit persönlichen Images könnte neue Wege in der psychologischen Behandlung eröffnen, insbesondere in Bezug auf die Veränderung festgefahrener Selbst- und Weltbilder.

Zusammenfassung:
Das Konzept des „Image“ als stabile, aus dem Wahrnehmungsraum hervorgehende Vorstellung, die einen Übergang in den Resonanzraum markiert, verbindet verschiedene Stränge psychologischer, soziologischer und kulturwissenschaftlicher Forschung. Es unterstreicht die komplexe Wechselwirkung zwischen individueller Wahrnehmung, kollektiven Vorstellungen und kulturellen Bedeutungen. Das Verständnis dieses Phänomens kann wichtige Einblicke in die Funktionsweise menschlicher Kognition, sozialer Interaktion und kultureller Dynamiken liefern.

Literatur:

[1] Kosslyn, S. M., Thompson, W. L., & Ganis, G. (2006). The case for mental imagery. Oxford University Press.

[2] Panofsky, E. (1939). Studies in Iconology: Humanistic Themes in the Art of the Renaissance. Oxford University Press.

[3] Boorstin, D. J. (1962). The Image: A Guide to Pseudo-Events in America. Harper & Row.

[4] Damasio, A. R. (1994). Descartes‘ Error: Emotion, Reason, and the Human Brain. Putnam.

[5] Rosa, H. (2016). Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung. Suhrkamp.

[6] Festinger, L. (1957). A Theory of Cognitive Dissonance. Stanford University Press.

[7] Eliade, M. (1959). The Sacred and the Profane: The Nature of Religion. Harcourt, Brace & World.

[8] McLuhan, M. (1964). Understanding Media: The Extensions of Man. McGraw-Hill.

[9] Bartlett, F. C. (1932). Remembering: A Study in Experimental and Social Psychology. Cambridge University Press.

[10] Bruner, J. (1991). The Narrative Construction of Reality. Critical Inquiry, 18(1), 1-21.

[11] Lakoff, G., & Johnson, M. (1999). Philosophy in the Flesh: The Embodied Mind and Its Challenge to Western Thought. Basic Books.

[12] Halbwachs, M. (1950). La mémoire collective. Presses Universitaires de France.

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