Die Große Resonanz

Die ersten Schritte eines Kunst- und interdisziplinären Forschungsprojekts

von Udo Fon

Man ändert nie etwas, indem man die bestehende Realität bekämpft. Um etwas zu ändern, muss man ein neues Modell entwickeln, das das bestehende Modell überflüssig macht.

R. Buckminster Fuller

Am Anfang …

… gab es eine Sinuswelle und zwei Fragen: Gibt es eine gemeinsame Wahrnehmung, mit der ein Mensch aus Upper Manhattan die Welt genauso sehen kann wie ein Mensch aus der Ukraine? Und zweitens: Wie viele Teile der Welt muss man sehen, um das Ganze zu erkennen?

Wenn das „Ganze“ als lebendige, sich ständig verändernde universale Resonanz verstanden wird, ist davon auszugehen, dass immer nur Teile davon wahrgenommen werden können. Dies wird in dem großformatigen Bild Die Große Resonanz thematisiert, indem die Gesamtgröße von ca. 20 x 10 m den Blick auf das Ganze erschwert. Darüber hinaus ist das Bild in 256 Einzelbilder aufgeteilt und auf verschiedene Medien übertragen. Teile existieren als reale Ölgemälde im Format von 80 x 130 cm (https://www.saatchiart.com/udofon), Teile des Bildes existieren nur virtuell als NFT (https://opensea.io/UFON) und Teile des Bildes existieren nur in der Vorstellung der Leserinnen und Leser des hier entwickelten Modells bzw. Künstlerbuchs.

Die ersten Teile von Der Großen Resonanz (60D)

wurden 2015 in der Galerie Bildraum 07 in Wien ausgestellt. Die Bilder A1-A6, B2-B6, C1, C3-C6, D1-D6 wurden in Öl auf Leinwand gemalt.

Abb. 1: Ausstellungsansicht „Homo Sapiens Galac Ticus III„, Bildraum 07, Wien 2015
Abb. 2: Der Aufbau von Der Großen Resonanz besteht aus 256 Einzelteilen und ist von A1 bis P16 angeordnet.

Auf einer virtuellen Ebene

sind einige Elemente als NFT verfügbar @ https://opensea.io/UFON

Abb. 3: Screenshot des Projekts auf der NFT-Plattform Opensea

Die Konzeption des vorliegenden Gemäldes sowie die Entwicklung der zugrunde liegenden Theorie wurden maßgeblich von Resonanzphänomenen inspiriert.

Der Physiker und Hobbygeiger Ernst Florenz Friedrich Chladni (1756–1827) entdeckte im Jahr 1787 ungewöhnliche geometrische Muster, als er Sand auf eine Metallplatte streute und mit einem Geigenbogen über den Rand strich. Solche Muster wurden bereits 1680 von Robert Hooke (1635–1702) bei Experimenten mit Glasplatten beobachtet.

Abb. 4: Eine in Resonanz schwingende Metallplatte. Lehrbuch der Akustik von William Henry Stone (1879), Elementary Lessons on Sound, Macmillan and Co., London, S. 26, Abb. 12

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte Hans Jenny den Begriff der Kymatik, um akustische Effekte von Schallwellenphänomenen zu beschreiben, die geometrische Muster hervorrufen. Der Fotograf und Forscher Alexander Lauterwasser führte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ähnliche Experimente mit Wasser durch. Bei seinen Experimenten entdeckte er Formen von stehenden Wellen, die in seltenen Fällen eine starke Ähnlichkeit mit Lebewesen aufweisen.

Abb. 7: Form einer Raupe (oben) und die Beschallung von Wasser in einem kymatischen Experiment von Alexander Lauterwasser.

Die große Resonanz (60D) wird weiters von der Theorie von Hartmut Rosa: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung inspiriert.

Die 2016 veröffentlichte Theorie beschreibt die Entwicklung von zwischenmenschlicher Resonanz Umstände, die soziale Resonanz fördern oder hemmen.

Abb. 8: Hartmut Rosa, Resonanz. Surkamp, 2016.

Und ist auch beeinflusst von dem bahnbrechenden Buch Act and Image von Warren Colman, in dem die Entstehung archetypischer Symbole aus der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner sozialen und materiellen Umwelt diskutiert wird.

Abb. 9: Warren Colman, Act and Image. Routledge, 2020.

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