Modellierung sozialer und globaler Entropie am Beispiel des Wasserhaushalts

Eine kritische Analyse

Die Konzepte der sozialen und globalen Entropie sind die ersten Ansätze in der interdisziplinären Forschung, um globale Herausforderungen wie beispielsweise der nachhaltigen Wassernutzung neu zu strukturieren. Udo Fon (2024) diskutiert in dem Manuskript „Von der Kunst der Imagination zur Vision einer künstlichen Superintelligenz“ in Kapitel 8 einen innovativen Ansatz zur Modellierung und Visualisierung dieser komplexen Phänomene. Der vorliegende Aufsatz analysiert Fons Vorschlag kritisch und erörtert dessen Potenziale und Grenzen für die Nachhaltigkeitsforschung und -praxis.

Das Konzept der sozialen und globalen Entropie

Fon definiert soziale Entropie als Maß für den Grad der Ressourcenverteilung und irreversiblen Prozesse in einem sozialen System. Globale Entropie erweitert dieses Konzept auf planetarische Phänomene wie die Erschöpfung natürlicher Ressourcen. Am Beispiel des globalen Wasserhaushalts entwickelt Fon einen mathematischen Ansatz zur Quantifizierung dieser abstrakten Größen.

Mathematische Modellierung des Entropie-Index

Kern von Fons Modell ist die Entwicklung eines globalen Entropie-Index auf Basis ausgewählter UN-Nachhaltigkeitsindikatoren für den Wassersektor. Durch Standardisierung und Normalisierung der Indikatoren sowie die Berechnung partieller Entropiewerte wird ein aggregierter Index zwischen 0 und 1 ermittelt. Dieser soll die „Unordnung“ im globalen Wasserhaushalt quantifizieren.

Potenziale des Ansatzes

  • Integration verschiedener Dimensionen der Wasserthematik in einer Kennzahl
  • Möglichkeit zum globalen und regionalen Benchmarking
  • Basis für datengetriebene Entscheidungsunterstützung
  • Visualisierungspotenzial für komplexe Zusammenhänge

Kritische Diskussion und Grenzen

  • Subjektivität bei Indikatorenauswahl und Gewichtung
  • Verlust von Detailinformationen durch Aggregation
  • Herausforderungen bei der Datenerfassung und -qualität
  • Fragliche Übertragbarkeit des physikalischen Entropiekonzepts

Der Autor schlägt verschiedene Erweiterungen seines Modells vor:

  • Integration in immersive Visualisierungen und ein „Wasser-Metaversum“
  • Nutzung für partizipative Szenarienentwicklung
  • Grundlage für neue Finanzierungsmechanismen (z.B. Blockchain-basierte Nachhaltigkeitsfonds)

Der Ansatz des Autors zur Modellierung sozialer und globaler Entropie am Beispiel des Wasserhaushalts stellt einen ambitionierten Versuch dar, komplexe Nachhaltigkeitsherausforderungen zu quantifizieren und zu visualisieren. Trotz methodischer Schwächen bietet das Konzept interessante Denkanstöße für die interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung. Für die praktische Anwendung bedarf es jedoch weiterer Validierung und Verfeinerung des Modells.

Referenzen

Fon, U. (2024). Künstliche Superintelligenzen und göttliche Vorstellungswelten. In „Von der Kunst der Imagination zur Vision künstlicher Superintelligenz“ [Unveröffentlichtes Manuskript].

Bailey, K. D. (1990). Social entropy theory. State University of New York Press.

United Nations. (2023). Sustainable Development Goals indicators. https://unstats.un.org/sdgs/indicators/database/

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